September 2020
nachtfrequenz20 – Nacht der Jugendkultur fand am Wochenende NRW-weit statt
– Es ist nicht deine Schuld, dass die Welt ist wie sie ist –
Junge Kulturschaffende zeigen was sie können und trotzen bei der nachtfrequenz20 – Nacht der Jugendkultur vielen Widerständen. Sie brauchen dringend Unterstützung!
Zum 11. Mal fand am 26. und 27. September in ganz Nordrhein-Westfalen mit der nachtfrequenz20 das Fest der Jugendkultur statt. Das diesjährige Motto Machen ist wie wollen, nur krasser hat seit dem Start der Vorbereitungen Anfang des Jahres 2020 an Brisanz gewonnen. In 82 Städten und Kommunen hatten Einrichtungen mit Jugendlichen, jungen Künstler*innen und Musiker*innen Programme zum Schauen, Hören und Mitmachen entwickelt: Open Stages, Tanz, Theater, Poetry Slams, Videodrehs, Graffiti, Musik von Hip-Hop bis Metal, Workshops, Skate Contests und Dance Battle. Im Lauf der vergangenen Monate wurden die Angebote immer wieder modifiziert und manches zusätzlich ins Netz verlagert. Kreativ, hartnäckig und tapfer – aufgeben wollten die wenigsten (nur wenige Kommunen konnten ihre Pläne nicht umsetzen). Die Jugendlichen und Kulturschaffenden wurden bei den Projekten von den vielen Mitarbeiter*innen der Jugendkultureinrichtungen tatkräftig unterstützt. Dank ihrer Arbeit fanden am vergangenen Wochenende an über 100 Orten in mehr als 70 Städten Veranstaltungen statt.
Endlich wieder Livemusik, endlich
wieder auftreten
Die Jugendfreizeitstätte Schüren in
Dortmund hat die letzten Monate zur Renovierung genutzt und konnte zur nachtfrequenz ihren Konzertraum
eröffnen. Bei 32 jungen Zuschauer*innen, die gesittet auf ihren Stühlen
wippten, musste schon das ‚ausverkauft’-Schild rausgehängt werden. Die Freude
war komplex: Endlich wieder Livemusik hören, endlich wieder auftreten,
freiberufliche Soundtechniker*innen, die wieder einen Gig betreuen. Immer
wieder war das auf den Bühnen der nachtfrequenz
zu hören: „Mensch Leute, ich bin seit einem halben Jahr nicht mehr
aufgetreten.“ Das wurde mit Begeisterung quittiert. Auch wenn nach Monaten der
Hitze ausgerechnet am Samstag alle Wolken aufrissen und die Zuschauer*innen –
neben Einhaltung der Hygiene-Regeln – auch noch dem Wetter trotzen mussten. Sie
taten es, weil sie es wollen und brauchen. Die junge Dortmunder Band Sound Defect haute auf der Bühne
kraftvoll und mitreißend das Ärzte-Cover „Es
ist nicht deine Schuld, dass die Welt ist wie sie ist“ raus. Bei der
nächsten Zeile „Es wär’ nur deine Schuld,
wenn sie so bleibt“ musste jedem Verantwortlichen klar sein, dass die
Jugendlichen und jungen Kulturschaffenden in der nächsten Zeit dazu jede
Unterstützung bekommen müssen.
Selbst der ICE ist ein besseres
Wohnzimmer als das hier
Wo gehört man hin, wie wird die Zukunft aussehen? Poetry Slammerin Lena Meckenstock erzählte auf der
Freilichtbühne in Wattenscheid eindringlich von Themen, die viele im Publikum
nachfühlen konnten. Raus aus der Kleinstadtenge: „Selbst der ICE ist ein
besseres Wohnzimmer als das hier“ ist ihr lakonisches Fazit.
Ab unter die Brücke
Wo Corona unendlich
hohe Hürden baut, bekommen Unterführungen ganz neue Bedeutung. In Leverkusen
herrschte beim Cross Culture unter
der Brücke viel Platz und beste Laune. Das Haus der Jugend Opladen und das Team
Brennpunktjam luden zu Graffiti-Workshops, Skate & BMX Contest und viele
waren gekommen. Auch in Essen hat ein Netzwerk von Jugendkultureinrichtungen
vor der Weststadthalle bestes Open-Air-Feeling erzeugt, die Musiker*innen haben
einheizt, allen voran Nachwuchs-Hip-Hopperin DieP. Unter einer Brücke der A40 entstanden derweil Graffitis.
Im Internationalen Mädchengarten Gelsenkirchen konnten Mädchen unter Anleitung einer Musikerin Instrumente bauen und gemeinsam singen. Claudia Gertz, Leiterin des Mädchenzentrums Gelsenkirchen, war froh über das NRW-weite Projekt. Für sie und viele der Veranstalter*innen war essentiell, dass die nachtfrequenz auch 2020 stattfinden konnte. Gertz betonte eindringlich, wie wichtig es sei, den Jugendlichen gerade jetzt kontinuierlich Angebote zu machen.
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Foto Header: Maxi Braun